"Social Freezing" und "Eizellen einfrieren" - Was ist das?

Der Begriff des "Social Freezing" bezeichnet das Einfrieren von Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen. Das Motiv für das Einfrieren von Eizellen ist dabei nicht nur der Wunsch "in Ruhe Karriere machen zu können", wie es medial in diesem Zusammenhang häufig betont wird. Bei vielen Frauen fehlt einfach ein Partner für die Familiengründung. Die Eizellen können über mehrere Jahre aufbewahrt werden bis die Frau sich für eine Befruchtung und das Einsetzen entscheidet.

Eine gute Zusammenfassung und Kurzabriss zum Thema bietet auch dieser Videobeitrag aus dem ARD Morgenmagazin:

Seit wann kann man seine Eizellen einfrieren lassen?

Die Kryokonservierung, so der wissenschaftliche Ausdruck für das Einfrieren von Eizellen, wurde in der Reproduktionsmedizin lange Zeit nur für Frauen genutzt, die aufgrund einer schweren Erkrankung ihre Fruchtbarkeit verlieren können. Dazu gehörten in erster Linie Krebspatientinnen, die durch die Behandlung mit einer Chemotherapie unfruchtbar werden können. Um ihnen nach erfolgreicher Behandlung dennoch den Wunsch nach eigenen Kindern erfüllen zu können, wurde das Verfahren des "Egg Freezing" oder auch "Eizell-Banking" genutzt. Seit wenigen Jahren ist diese Technik so weit entwickelt, dass es auch Frauen zur Verfügung steht, die aus beruflichen oder privaten Gründen die Möglichkeit der Schwangerschaft auf spätere Lebensjahre verschieben möchten. In den USA steht die Methode schon seit längerer Zeit allen Frauen zur Verfügung, in Deutschland wird diese Möglichkeit erst in letzter Zeit populärer.

Wie funktioniert das Einfrieren von Eizellen?

Damit eine Frau zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl eigene Kinder bekommen kann, müssen ihr eigene Eizellen entnommen werden. Diese können dann später nach einer künstlichen Befruchtung eingesetzt werden.

Eizellen entnehmen

Bevor Eizellen entnommen werden können, wird der Eierstock mit einer mehrtägigen Hormonbehandlung stimuliert. So sollen statt dem biologisch normalen einen Ovar (Ei) möglichst viele Eizellen mit einem Eingriff gewonnen werden. Die Entnahme erfolgt unter Vollnarkose direkt über die Vagina und dauert meist nur wenige Minuten.

Eizellen einfrieren

Die entnommenen Eizellen werden nun kryokonserviert. Das Wort "kryo" stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Kälte. Einfach einfrieren würde die Eizellen jedoch zerstören, so dass sie nach dem Auftauen nicht mehr fruchtbar wären. Die Struktur einer unbefruchteten Eizelle ist sehr instabil. Deshalb wurde ein spezielles Gefrierverfahren entwickelt, die Vitrifikation. Dabei werden die entnommenen Eizellen in flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von minus 196 Grad eingefroren. So kann verhindert werden, dass sich in der Eizelle Eiskristalle bilden, die beim Auftauen die Zelle zerstören. Häufig wird hier das Bild von gefrorenen Erdbeeren verwendet, die beim Auftauen oft sehr matschig werden, da der hohe Wasseranteil der Frucht die Zellwände quasi sprengt. Wichtig bei diesem Verfahren ist auch, dass die Eizellen innerhalb weniger Sekunden gefroren werden, denn das "Slow Freezing", also das langsame Einfrieren, funktioniert nur mit Spermien oder bereits befruchteten Eizellen.

Warum entscheiden sich Frauen für "Social Freezing"?

Die fruchtbaren Jahre des weiblichen Körpers entwickeln sich fast konträr zum derzeitigen Lebensmodell der westlichen Gesellschaft. Während der Körper immer früher fruchtbar ist, da die erste Periode durch heutige Umweltbedingungen immer zeitiger einsetzt, rückt der Kinderwunsch stetig weiter nach hinten. Denn wenn der Körper mit Mitte 20 am fruchtbarsten ist, stecken viele Frauen noch in der Aus- oder Weiterbildung. Auch danach ist oft noch keine Zeit für das erste Kind. In der "Rushhour des Lebens", wie die Phase zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Dreißig häufig bezeichnet wird, ballen sich die Ereignisse und Aufgaben im beruflichen und sozialen Bereich in hoher Intensität. Gerade Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen nutzen diese Zeit um beruflich Fuß zu fassen oder ihre Karriere voran zu bringen. Häufig fehlt den Frauen aber auch einfach ein Partner zur Familiengründung. Mit der Möglichkeit die eigenen Eizellen einfrieren zu lassen, verschaffen sich Frauen Zeit. Sie können nun ohne biologischen Druck den Kinderwunsch verschieben. Für viele sind die eingefrorenen Eizellen eine Investition in die Zukunft und damit ihre Art von Versicherung.

Die biologische Uhr tickt - Alter und Fruchtbarkeit

Das durchschnittliche Alter von Erstgebärenden liegt in Deutschland bei 30 Jahren - mit steigender Tendenz. Und in der Realität besonders von gutausgebildeten Frauen wird das Kinderkriegen noch weiter nach hinten geschoben. Aber umso später der Kinderwunsch erfüllt werden soll, umso schwieriger wird es, denn der weibliche Körper verliert ab Mitte 20 permanent seine Fruchtbarkeit. Mit 30 Jahren besteht pro Zyklus eine etwa 20-prozentige Chance, dass die Frau schwanger wird. Mit 40 Jahren liegt diese Chance nur noch bei 5 Prozent. Der Grund dafür ist die Qualität der Eizellen. Im Gegensatz zu Spermien ist die Anzahl von Eizellen bereits bei der Geburt festgelegt und erschöpft sich im Laufe des Lebens. Je später eine Frau versucht schwanger zu werden, desto weniger Eizellen stehen ihr zur Verfügung und desto geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Eizelle eine "gute Qualität" hat und erfolgreich befruchtet werden kann. Letzteres spielt auch eine Rolle für Fehlgeburten. Während bei Frauen unter 30 das Risiko für eine Fehlgeburt bei elf Prozent liegt, steigt es bei 35- bis 39-Jährigen auf 24 Prozent. Frauen über 45 haben ein Fehlgeburtsrisiko von mehr als 90 Prozent, wie eine Langzeitstudie von Gesundheitswissenschaftlern der Universität Aarhus in Dänemark ergeben hat.

Das Fehlgeburtsrisiko steigt mit dem Alter

Alter der FrauRisiko
ab 30 Jahre11%
35-39 Jahre24%
40-45 Jahre50%
ab 45 Jahreüber 90%

Bis zu welchem Alter kann man seine Eizellen einfrieren lassen?

Je jünger eine Frau sich für das Einfrieren von Eizellen entscheidet, umso höher sind ihre Chancen später schwanger zu werden. Allerdings ist dann auch noch die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie auf natürlichem Weg schwanger wird, was ihre eingefrorenen Eizellen eventuell überflüssig macht. Damit man sich später befruchtete Eizellen einsetzen lassen kann, müssen erst ausreichend "gute" Eizellen entnommen werden. Und auch das kann umso länger dauern, je älter man ist. Von den eingefrorenen Eizellen führen nur acht bis zehn Prozent zur Geburt eines gesunden Kindes. Zwischen 20 und 30 Eizellen sollten also bestenfalls eingefroren werden. Mit Hilfe der Hormonbehandlung werden zwar pro Zyklus mehrere Eier entnommen, aber je älter eine Frau ist, desto weniger qualitativ gute Eizellen produziert der Körper. Es ist auch möglich weniger Eizellen einzufrieren, aber damit sinkt auch die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung.

Abhängigkeit zwischen dem Alter der Eizellen und einer späteren Schwangerschaft

Die Erfolgschancen für eine spätere Schwangerschaft mit den eingefrorenen Eizellen sind altersabhängig, da die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit der Qualität der Eizellen steigt. Der Gynäkologe und Reproduktionsmediziner Michael von Wolff schätzt das optimale Alter zum Einfrieren von Eizellen auf 35 Jahre. Er begründet es mit unnötigen Kosten, wenn man zu früh einfriert. Bis zu diesem Alter beträgt die Geburtenrate pro Stimulation ca. 40 Prozent. Wartet man länger mit dem Einfrieren der Eizellen sinken allerdings die Erfolgschancen. Bei den 35- bis 39-Jährigen liegt die Geburtenrate bei 30 Prozent und bei 40- bis 44-Jährigen sinkt sie auf 10 Prozent.

Alter der FrauErfolgschancen (Geburtenrate pro Stimulation)
bis 35 Jahre40%
35-39 Jahre30%
40-45 Jahre10%
ab 45 Jahreunter 10%

Optimales Alter für das Einfrieren von Eizellen

Viele andere Mediziner empfehlen die Eizellen schon früher einfrieren zu lassen. Sören von Otte, Leiter des Universitären Kinderwunschzentrums Kiel, gibt als optimales Alter 25 Jahre an, da sich danach die Qualität der Eizellen verringere. Aus diesem Grund halten viele Ärzte das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Entnahme bei über 30-Jährigen auch für einseitig. Sören von Otte betont: "Entscheidend ist das biologische Alter der zur Entnahme kommenden Eizellen."

Bis zu welchem Alter können den Frauen die Eizellen wieder eingesetzt werden?

Dazu gibt es bisher keine gesetzlichen Beschränkungen. Da die Gebärmutter nach erfolgreicher Hormonstimulation auch noch nach den Wechseljahren theoretisch ein Kind austragen kann, ist auch eine späte Mutterschaft mit beispielsweise 60 Jahren denkbar. Je älter die Frau ist, desto höher sind jedoch die gesundheitlichen Risiken für sie und den Embryo. Das Netzwerks "Fertiprotekt", ein Zusammenschluss von Zentren für Reproduktionsmedizin, hat sich deshalb selbstverpflichtet, eingefrorene Eizellen nur bis zum 50. Lebensjahr einzusetzen. Ab diesem Zeitpunkt bewerten die Mitglieder die Risiken für Mutter und Kind als zu gefährlich. Einige Mediziner plädieren deshalb dafür die Grenze bei der natürlichen Fruchtbarkeit zu ziehen und die endet mit 45 Jahren. Am Ende liegt die Entscheidung zur Zeit noch bei den behandelnden Ärzten und den Frauen, die sich die aufgetauten und befruchteten Eizellen einsetzen lassen.

Was passiert nach dem Auftauen mit den eingefrorenen Eizellen?

Die eingefrorenen Eizellen können über viele Jahre gelagert werden. Möchte eine Frau dann schwanger werden, lässt sie die für eine Befruchtung benötigte Anzahl Eizellen auftauen. Die Eizelle wird dann mit Hilfe der In-vitro-Fertilisation (IVF) befruchtet. Dabei werden die Eizellen der Frau quasi im Reagenzglas mit den Spermien des Partners zusammengebracht. Umgangssprachlich wird die IVF auch "künstliche Befruchtung" genannt. Aus medizinischer Hinsicht erfolgt die Befruchtung selber aber ganz natürlich, nur der Ort wird künstlich vorgegeben. Die befruchtete Eizelle wird dann in die durch Hormone stimulierte Gebärmutter eingesetzt. Wenn sie sich dort erfolgreich einnistet und anwächst, war die Befruchtung erfolgreich und die Frau ist schwanger. Es kann jedoch mehrere Versuche benötigen, weswegen empfohlen wird eine ausreichende Menge an Eizellen einzufrieren.

Was kostet "Social Freezing"?

Wenn bei einer Frau ein späterer Kinderwunsch besteht, kann sie sich in einem Kinderwunschzentrum beraten lassen. Diese Beratung wird in den meisten Fällen von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Bei den privaten Krankenkassen gelten unterschiedliche Regelungen. Während das Einfrieren von Eizellen aus gesundheitlichen Gründen von den Krankenkassen teilweise übernommen wird, muss "Social Freezing" vollständig selbst getragen werden. Die entstehenden Kosten sind abhängig von der Hormonbehandlung, der Anzahl der Eizell-Entnahmen sowie der Dauer der Lagerung der Eizellen. Reproduktionsmediziner Michael von Wolff spricht von mindestens 3000 Euro für Stimulation, Entnahme der Eizellen, Einfrieren und Einlagern.

Experte gehen von Kosten von mehreren tausend Euro aus

Manche Experten halten auch Kosten von 5000 Euro bis 10.000 Euro für das "Social Freezing" von 25 Eizellen für realistisch. Die genauen Behandlungskosten sind also stark abhängig von den individuellen Faktoren der einzelnen Frauen und der behandelnden Klinik.

Kosten für das Einsetzen und Befruchten der Eizellen

Zusätzlich entstehen dann noch einmal Kosten, wenn die Eizellen nach dem Auftauen über die In-vitro-Fertilisation (IVF), umgangssprachlich als künstliche Befruchtung bezeichnet, befruchtet und in die Gebärmutter eingesetzt werden. Auch hierbei können mehrere Versuche benötigt werden.

Wie sind die rechtlichen Rahmenbedingungen bei "Social Freezing"?

In Deutschland regelt das Reproduktionsgesetz den Umgang mit Eizellen und Spermien. Für das "Social Freezing" als spezieller Form des Einfrierens von Eizellen gibt es noch keine gesonderten gesetzlichen Bestimmungen.

    Wichtig gesetzliche Regelungen sind:
  • - Es können nur eigene Eizellen eingesetzt werden. Die Eizellspende ist in Deutschland verboten. Nutzt eine Frau also später ihre eingefrorenen Eizellen nicht, können diese vernichtet oder der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Eine Spende an andere Frauen ist nicht möglich.
  • - Es dürfen nur unbefruchtete Eizellen oder Eizellen im Vorkernstadium eingefroren werden. Letzteres bedeutet, dass es bereits eine Befruchtung gab, aber noch keine Zellteilung. Nach dem Vorkernstadium ist aus der befruchteten Zelle bereits ein Embryo geworden und diese dürfen nur in medizinischen Sonderfällen eingefroren werden.
  • - Um die aufgetaute Eizelle zu befruchten, sind Spermien notwendig. Diese müssen jedoch von einem festen Partner der Frau kommen. Eine Samenspende ohne Partner ist in Deutschland nicht erlaubt. Das heißt, eine Frau kann auch mit "Social Freezing" nicht "ganz ohne Mann" ein Kind bekommen.

Wichtiger Hinweis: Eine rechtsverbindliche Auskunft kann diese Website nicht treffen. Für eine Rechtsberatung konsultieren Sie bitte den Juristen ihres Vertrauens.

Welche Risiken existieren beim Einfrieren von Eizellen?

Risiko für die Frau

Die medizinischen Risiken für die Frau sind sehr gering. Früher kam es in seltenen Fällen zu Komplikationen bei der Hormonbehandlung oder der Entnahme der Eizellen, was heute aber in der Regel nicht mehr auftritt. Eine sichere Abschätzung der Risiken im Einzelfall ist nur nach einhergehender Untersuchung durch einen Facharzt möglich.

Gesundheitliches Risiko für den Embryo bzw. das Kind

Welche Folgen das Einfrieren, Auftauen und die künstliche Befruchtung von Eizellen auf ein eventuell daraus entstehendes Kind haben, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht. Da die Methode sehr jung ist, liegen bisher nicht ausreichend Daten vorher um langfristige Folgen nachweisen zu können. Aus den bisherigen Erfahrungen mit künstlicher Befruchtung sind noch keine Folgeschäden für das Kind bekannt.

Wie erfolgreich verläuft "Social Freezing"?

Dazu gibt es bisher noch keine verlässlichen Studien, da die Methode noch sehr jung ist. Allerdings ist aus der Reproduktionsmedizin bekannt, dass bei einer künstlichen Befruchtung die durchschnittliche Geburtenrate pro Behandlungszyklus bei ca. 19% liegt. Da jedoch sehr viele individuelle Faktoren den Erfolg beeinflussen, kann nur das Gespräch mit einem Facharzt Aufschluss darüber geben, wie hoch die persönlichen Chancen tatsächlich sind.

Wie ist die gesellschaftliche Akzeptanz von "Social Freezing"?

Das Einfrieren von Eizellen wird von Vielen mit der Einführung der Pille gleichgesetzt, da es die Emanzipation der Frau stärkt. Diese kann nun selbstständig bestimmen, wann sie ein Kind bekommen möchte und ist weniger stark von biologischen Faktoren abhängig. Andere Stimmen sehen in dem Verfahren die Gefahr, das von Frauen nun auch verlangt wird das Kinderkriegen zu verschieben. Berichte über die Firmen Google und Facebook, die in den USA ihren Mitarbeiterinnen "Social Freezing" bezahlen, haben auch in Deutschland zu einer Debatte über das Einfrieren von Eizellen geführt. Dabei spricht sich laut dem Magazin ZEIT bei den 14- bis 29-Jährigen eine Mehrheit von 53% für diese Möglichkeit aus. Auch 51% der 40- bis 49-Jährigen sehen darin etwas Positives.

Wie sind die Erfahrungen von Frauen mit "Social Freezing"?

Mittlerweile haben sich in Deutschland nach Schätzungen des Gynäkologen und Fertiprotekt-Koordinator Michael von Wolff über 500 Frauen Eizellen einfrieren lassen. Ihre Erfahrungen sind unterschiedlich, aber fast immer positiv. Allen gemeinsam ist, dass sie in den Medien ihren echten Namen nicht lesen möchten - teils, weil sie die Entscheidung als Privatsache empfinden, teils, weil sie bereits im Freundeskreis auf Unverständnis gegenüber ihrer Entscheidung gestoßen sind. Auch die Gründe für die Entscheidung Eizellen einzufrieren sind verschieden.

So beschreibt eine 38-jährige Marketingleiterin aus München, dass sie vor allem wütend darüber war, hilflos zusehen zu müssen, wie ihre biologische Uhr abläuft. Denn sie wünsche sich ein Kind, aber der passende Partner fehlt. Nun hat sie 11 Eizellen eingefroren und damit eine Sicherheit, dass sie sich auch später noch ihren Wunsch vom Kind erfüllen kann. [Quelle: DER SPIEGEL 50/2013]

Eine 31-jährige Unternehmensberaterin hat sich vor zwei Jahren 26 Eizellen entnehmen lassen. Ihr der Arzt erklärte der jungen Frau damals, dass ihre Eizellen aufgrund einer seltenen Erbanlage noch schneller altern als gewöhnlich. Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade dabei mit viel Arbeit die Karriereleiter zu erklimmen. Sowohl ein fester Partner als auch der Kinderwunsch waren für die Unternehmensberaterin in der damaligen Situation noch weit entfernt. Nach dem Einfrieren der Eizellen sei sie einfach "zutiefst beruhigt" gewesen. Für die rund 10.000 Euro, die sie insgesamt bezahlt hat, hat die Frau nun ein gutes Gefühl für ihre Zukunft.

Als eine "Versicherung für ihr Leben" bezeichnet eine junge Frau aus Berlin ihre Entscheidung Eizellen einzufrieren im Karriere SPIEGEL. Die 35-jährige arbeitet freiberuflich als Regisseurin und für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Bei ihr sei der Kinderwunsch eher von ihrem Freund ausgegangen. Sie konnte sich zwar mit diesem Mann schon Kinder vorstellen, wollte aber erstmal ihren beruflichen Weg weitergehen. Nun antwortet das Paar auf die Frage nach geplantem Nachwuchs manchmal: "Unsere Kinder, die sind noch im Kühlschrank." Für beide sind die eingefrorenen Eizellen ein Bekenntnis zur ihrer Beziehung und die Versicherung, dass ein gemeinsames Familienleben nicht von der biologischen Uhr der Frau abhängig ist.

Einige Frauen waren ihrer Zeit voraus und haben schon vor einigen Jahren nach dem damals in den USA schon möglichen "Social Freezing" in Deutschland gefragt. Mit 30 wollte eine von ihnen sich Eizellen einfrieren lassen, nachdem sie sich von ihrem damaligen Freund getrennt hatte. Erst jetzt, sieben Jahre später, ist sie für diesen Wunsch von den Ärzten nicht mehr belächelt wurden. 13 Eizellen hat sie mittlerweile einfrieren lassen, eine weitere Hormonbehandlung steht noch an, damit sie ausreichend Eizellen hat. Sie will zwar probieren auf natürlichem Weg schwanger zu werden, aber sie weiß auch, dass sie vielleicht schon zu alt dafür sein kann, bis sie den passenden Partner gefunden hat. Aber für diesen Fall hat sie nun vorgesorgt, teilte sie der Brigitte mit.

Eine der wenigen Frauen, die öffentlich dazu steht, dass sie ihre Eizellen einfrieren lassen hat, ist die Filmemacherin Sharon Berkal. Sie ist heute 37 und hat in der Fernseh-Talkshow STERN-TV über ihre Erfahrungen berichtet. Insgesamt 30 Eizellen hat sie sich in den letzten zwei Jahren einfrieren lassen. Noch fühle sie sich nicht bereit für ein Kind, aber sie weiß, dass sich ihr Partner später Kinder wünsche. Mit den eingefrorenen Eizellen habe sie sich ihre Chancen auf eine spätere gemeinsame Familie erhöht.

Kritik an "Social Freezing"

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass "Social Freezing" gerade in Deutschland auch vielen kritischen Betrachtungen unterzogen wird. Die Hauptargumente gegen das Einfrieren von Eizellen lauten wie folgt:

  • - Generelle fehlende wissenschaftliche Erforschung in Langzeitstudien
  • - Fehlende Informationen über etwaige Folgen für kinder aus konservierten Eizellen
  • - Häufig entscheiden sich zu alte Frauen (40+) für das Social Freezing
  • - Bevormundung der Frauen durch Arbeitgeber, wenn diese Social Freezing subventionieren

Eine gute Zusammenfassung zur Kritik an Social Freezing bietet auch der folgende Videobeitrag aus dem ARD Mittagsmagazin:

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